Der schönste Zeitungsbericht über uns
Kinder sind die Stars in der Manege
»Circus Phantasia« macht aus 360 Grundschülern der Petrischule Artisten, Clowns, Jongleure und Musketiere
Von Sabine R o b r e c h t
H ö x t e r (WB). Welches Kind träumt nicht davon, unter der Kuppel des Zirkuszelts selbst am Trapez zu schweben, wie ein Musketier das blitzende Schwert zu schwingen oder das Publikum als Feuerspucker in blankes Erstaunen zu versetzen? Die 360 Kinder der Petrischule Höxter haben diesen Traum gelebt – mit dem »Circus Phantasia«.
Eine Woche hat ein leuchtend rotes Zelt auf dem Schulhof die Kinder fasziniert: Es ist ein Mitmach- Zirkus, der eines schönen Herbsttages mit Mann und Maus und Wagen anreist. Erfahrene Künstler sind dabei, unter ihnen Wettkönigin Sabrina Wasserthal, die im Sommer 2010 bei »Wetten, dass?!« auf Mallorca ein Millionen- Publikum mit einem Traktor-Rad als Hulla-Hup-Reifen in Atem hielt. In Höxter stellen sie und ihre Kollegen Lars Wasserthal, Sandy Renz, André Renz, Markus Adrian, Nina Renz und Jenda Largon sich der logistischen Herausforderung, 360 (!) Kinder in eine Zirkusaufführung mit Clowns, Jongleuren, Artisten, Fakiren, Musketieren, Zauberern, Seiltänzern, Artisten und Schwarzlicht-Akteuren einzubinden. Denn: Die Stars in dieser Manege sind die Kinder – und zwar alle. Sämtliche Petrischüler stehen im Rampenlicht, wenn dieser kleine, sympathische Zirkus das Publikum nach Phantastasien entführt – in jenes Reich der Phantasie, das jeder Mensch mit dem Erwachsenenwerden leider hinter sich lässt. Zunächst aber müssen die Zirkusnummern einstudiert werden. Die Profis sind exzellente Trainer. Sie verstehen ihr Metier und wissen Kinder zu begeistern. Zunächst teilen sie die große Schülerschar in zwei Gruppen ein. Die Kinder können sich aussuchen, ob sie als Artist oder Jongleur mitmachen wollen.
Als Zirkusdirektor Lars Wasserthal – ein hochtalentierter Entertainer – zur Aufführung das Startsignal gibt, verschlägt es den Zuschauern (Eltern, Großeltern,
Geschwistern, Freunden) die Sprache. Mädchen balancieren souverän auf dem Drahtseil, andere bewegen sich in schwindelnder Höhe anmutig am Trapez, Fakire legen sich ohne mit der Wimper zu zucken auf Scherben und Nagelbrett. Musketiere durchbohren die Schwerterkiste, in der ein Kind sitzt (und unversehrt wieder heraus klettert), Jongleure wirbeln Bälle und Reifen durch die Luft, Artisten formieren sich zu den tollsten Figuren, Zauberer versetzen die Gäste mit ihren Tricks in Erstaunen. Und dann noch diese
putzmunteren kleinen Clowns. Bei dem Sketch »Bienchen, Bienchen« lacht das Publikum Tränen.
Zuletzt aber wird es – wie bei der effektvollen Schwarzlicht-Choreographie am Anfang – besinnlich. Zirkusdirektor Lars Wasserthal erinnert die Erwachsenen daran, dass auch sie einmal die Welt mit Kinderaugen gesehen haben. Dieses längst vergangene Lebensgefühl holt die Gäste wieder ein, als plötzlich zum großen Finale alle mitwirkenden Kinder die Manege stürmen. »Ihr seid eine große Zirkusfamilie. Und Ihr werdet einmal tolle Erwachsene«, ruft Lars ihnen zu. Schließlich stimmt er mit ihnen ein in das Lied, das während der Projektwoche zur Hymne wurde: »Er ist Clown in einem Zirkus«. Als die Kinder es singen, kommt in ihren Herzen Wehmut auf – denn sie wissen, dass ihr Traum bald zu Ende geht und der »Circus Phantasia « weiter zieht. Es ist aber ein gelebter Traum. Und wenn die Kinder jetzt erwacht und in den normalen Schulalltag zurückgekehrt sind, dann bleibt Phantastasien ein wunderschöner Teil ihres Lebens. Und in Gedanken können sie immer wieder dorthin zurück kehren – in die Manege, in der sie ungeahnte Talente zur Entfaltung bringen konnten